zur Startseitezurück

zur Startseitezurück

2021 - Artikel in der Mieterzeitung der 'degewo'

Bild vergrößern
Text

„Auch Tiere müssen essen“

Stephan Wulfhorst sorgt in der Charlottenburger Zoohandlung „Fridolin“ für die Grundversorgung der Fellnasen, Sittiche und Samtpfötchen im Kiez. Und für gute Laune bei den zugehörigen Menschen

In Stephan Wulfhorsts Zoohandlung Fridolin im Charlottenburger Mierendorff-Kiez sieht es aus, wie es früher in vielen echten Ladengeschäften aussah: Es gibt eine Theke mit Kasse, eine Waage und Regale bis an die Decke voller Ware. Und es ist auf eine angenehme Weise laut, dafür sorgen die Wellensittiche in ihrer großen Voliere am Fenster. Der eigentliche Verkaufsraum, in dem sich die menschlichen Kunden bewegen ist dagegen klein. Aber dafür ist alles, was Tierhalter:innen brauchen nur einen Handgriff entfernt, egal ob Puschelmäuse für Katzen oder Trinkflaschen für Meerschweinchen. Aber die meisten wissen eh was sie brauchen: Die ältere Dame, die sich vom Chef die Mischung für ihre Vögel zusammenstellen lässt, genauso wie die junge Frau, die eine Packung Katzenstreu mitnimmt. Und obwohl das hier ein alter West-Berliner Kiez ist, kommen auch viele Zugezogene, darunter auch Syrer, die hier für ihre Kanarienvögel Futter kaufen. Man ist per Du, kennt sich, teilweise sogar seit Jahrzehnten.
Denn Stephan Wulfhorst steht hier seit 35 Jahren jeden Tag hinter der Theke und versorgt den Charlottenburger Kiez, beziehungsweise dessen tierische Bewohner. Auch während des Corona-Lockdowns, denn „auch Tiere müssen essen, wir sind ja Grundversorger“, wie er sagt. Und gerade diese Grundversorgung haben in den vergangenen Jahren zunehmend Zoo-Discounter und natürlich der Online-Handel übernommen. Als Stephan Wulfhorst den Laden 1986 übernommen hat gab es noch zahlreiche solcher kleinen Zoohandlungen in West-Berlin, nach der Wende waren es in ganz Berlin über 250. Geblieben sind davon nur wenige, und eine davon ist eben die von Stefan Wulfhorst. Und obwohl er, wie er sagt, jetzt nicht mehr der Jüngste ist, soll das auch so bleiben. Als er mit seinem Laden in einem TV Beitrag über sterbende Einzelhandelsgeschäfte zu sehen war, riefen in den nächsten Tage viele besorgte Stammkunden an. Und die musste er erstmal beruhigen: „Nein, ich schließe nicht. Ich mache mir zwar Gedanken wie es weitergeht. Aber erstmal bleibt alles beim Alten.“ Dabei ist Stephan Wulfhorst durchaus Neuem aufgeschlossen. Dass sein Laden altmodisch aussieht, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er auf der Höhe der Zeit ist: Wer hier elektronisch bezahlen will kann das natürlich tun. Und in den vollen Regalen findet sich auch die neuste Generation artgerechter Spielzeuge und qualitativ hochwertige Futter für eigentlich alle Tierarten, die zuhause gehalten werden. Die Grundversorgung in diesem Kiez steht also auch ohne Online-Handel, und das hoffentlich noch lange.

zurück

zurück